Aktien sind nicht zum Zocken da!

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Der Grund für wirtschaftliche Verwerfungen

Aktien sind für Aktiengesellschaften eine Möglichkeit, sich für Investitionen Geld von den Aktionären zu beschaffen, an denen eine Dividende im Fall von Gewinnen ausgeschüttet wird. Diese an sich gute Idee hat nur einen Fehler: Der erlaubte Handel von Aktien, der immer wieder zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen führt. Zeit für eine Korrektur, um künftig derlei Katastrophen zu verhindern.

Im 16. Jahrhundert war die Schifffahrt mit hohen Risiken und Kosten verbunden. Deshalb schlossen sich 1602 holländische Reeder zur ersten Aktiengesellschaft der Welt zusammen, die den Namen "Vereinigte Ost-Indischen Compagnie" bekam. Die Risiken wurden aufgeteilt, indem Anteilscheine an Aktionäre ausgegeben wurden. Von den Gewinnen wurde zudem eine Dividende ausgeschüttet.

Die Anteilsscheine konnten frei gehandelt werden. Wollte ein Anteilseigner ausscheiden, musste ihn die Aktiengesellschaft nicht auszahlen und sich auch keinen neuen Kompagnon suchen [1]. Diese damalige Bequemlichkeit hat sich mittlerweile für Aktiengesellschaften zur Katastrophe entwickelt, da deren Aktien heutzutage mithilfe von Supercomputern in Bruchteilen einer Sekunde gehandelt werden.

Es spielt keine Rolle mehr, ob eine Firma gut läuft. Computer haben im Börsenhandel das Sagen übernommen. Diese werden mit Algorithmen gefüttert, die nichts mehr mit einem reellen Aktienhandel zu tun haben. Da wird getäuscht und getrickst, damit der gegnerische Algorithmus zu einer bestimmten Aktion gedrängt wird, was unter Umständen auf der einen Seite zu Millionengewinnen und auf der anderen Seite zu entsprechenden Verlusten führt [2].

Zwar haben die Börsen diese Machenschaften mittlerweile verboten, doch wird weder gegen Hochfrequenzhändler vorgegangen, noch dafür gesorgt, dass die Grundstruktur von Börsen wieder auf gesunde Füße gestellt wird. Man möchte eben nicht die Turbo-Händler vergraulen, die für großen Umsatz sorgen [2].

Besonders perfide ist, dass mittlerweile modernste Technik dafür sorgt, dass der Aktienhandel mit noch höherem Tempo durchgeführt werden kann. Ganze fünf Millisekunden wurde eine Verbindung zwischen London und New York durch die Verlegung eines Glasfaserkabels schneller, was Hochfrequenzhändler mehrere Millionen Dollar Zusatzgewinn bringen kann [3].

In diesem perversen System haben Privatanleger keine Chance. Kein Wunder, dass diese die Verwaltung ihrer Aktien einer Bank oder Sparkasse übertragen. Diese verständliche Entscheidung führt jedoch zu einer Machtkonzentration, die nicht akzeptabel ist, da ohne Einsatz eigener Mittel Banken und Sparkassen Einfluss auf Unternehmen bekommen, den diese bei einem funktionierenden Aktienmarkt nicht hätten.

Diese Konzentration von Aktien und anderen Vermögen auf nur wenige Vermögensverwalter ist eine echte Bedrohung geworden. So verfügt beispielsweise das erst 1988 gegründete Investmentunternehmen BlackRock mittlerweile über ein verwaltetes Vermögen von sage und schreibe über 10 Billionen US-Dollar [4]. Zum Vergleich: Die Steuereinnahmen in Deutschland betrugen im Jahre 2023 lediglich 916 Milliarden Euro [5].

Diese immensen Vermögenskonzentrationen sind zusammen mit dem Hochfrequenzhandel von Aktien eine echte Gefahr, da es mittlerweile völlig egal ist, wie gut ein Unternehmen wirtschaftet. Entscheidend sind Algorithmen, die kaufen oder verkaufen, wenn bestimmte Faktoren bestimmte Signale senden. Und das müssen nicht einmal gute oder schlechte Nachrichten aus Firmenzentralen sein, die Kauf- oder Verkaufssignale auslösen.

Mittlerweile sind es überwiegend Wetten die an den Börsen laufen, was mit der realen Firmenwelt überhaupt nichts mehr zu tun hat. Die Börse ist zu einem Spielkasino geworden, in dem Glücksritter, wie etwa BlackRock, The Vanguard Group, Fidelity Investments, State Street oder Morgan Stanley [6] ihr Glück suchen und dabei jede Menge Schaden anrichten. So gab es Anfang August 2024 einen dramatischen Einbruch an den weltweiten Börsen, weil Zocker Billionenschwere Zins-Wetten auf den Yen ausführten, die ins Minus kippten [7].

Davon wird jedoch nur unter vorgehaltener Hand gesprochen. Vielmehr erfahren Kleinanleger, dass „die Märkte nach den Quartalszahlen von Tech-Giganten wie Apple und Microsoft unter Druck geraten sind, da hohe Investitionen und vorsichtige Ausblicke die Börse enttäuschten. Trotz solider Ergebnisse fiel auch die AMD-Aktie, was auf wachsende Zweifel an der Rentabilität der milliardenschweren KI-Investitionen zurückzuführen ist [8].“

Die Realwirtschaft wird demnach immer dann vorgeschickt, wenn es gilt, vom Handeln unverantwortlicher Zocker abzulenken.

Daher ist es an der Zeit, dieses System grundlegend zu reformieren. Aktien müssen künftig zum Nennwert an das jeweilige Unternehmen zurückgegeben werden, wenn sich der Besitzer davon wieder trennen möchte. Da diese heutzutage sowieso nicht mehr real ausgegeben werden, sondern lediglich als Besitzeintrag existieren, erzeugt die Rückabwicklung nur einen minimalen Aufwand.

Die Börsen könnten sich dann wieder ihrer ureigenen Aufgabe widmen: Dem Handel von Waren. Dann wäre auch Schluss mit Zockerei, wie etwa Leerverkäufen, denn einen leeren Sack würde wohl niemand als lohnendes Investment kaufen [9].

Vielen Dank für Ihre Lesezeit!

Ihr Wolfgang Fottner


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