Die Macht der Pfuscher über die Könner

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Wer sich als Kenner lateinamerikanischer Tänze auf heimischen Tanzflächen umsieht, stellt fest, dass dort zwar sehr viel Power herrscht, die Tänzer sich jedoch zum großen Teil nach Fantasiefiguren drehen. Alle behaupten jedoch, sehr gut Tanzen zu können. Streng nach den offiziellen Figuren Tanzende sind leider nicht in der Lage, sich hier einzubringen und nehmen daher notgedrungen falsche Schritte an, um liederlich tanzende Tanzpartner zufriedenzustellen. Nach diesem Schema funktioniert mittlerweile auch die hohe Politik.

Tanzen muss man richtig lernen, sollen die vielen Figuren beherrscht werden, die beide Partner vergnüglich über die Tanzfläche schweben lassen. Viele Monate oder gar Jahre gehen ins Land, ehe der eigene Körper wie im Schlaf die Figuren nachtanzt, die ihm in mühsamer Kleinarbeit beigebracht wurden. Wer tanzen lernen will, muss echten Durchhaltewillen zeigen, da das Beherrschen zahlreicher Figuren keine Angelegenheit weniger Stunden ist. Schon gar nicht ist Tanzen durch „Abschauen“ zu lernen, wie es vielfach geschieht. Die Folge sind stolz präsentierte, jedoch nur liederlich beherrschte, teils völlig fehlerhafte Schritte, die dem unkundigen Betrachter zu allem Überfluss auch noch als „Meisterwerke“ verkauft werden.

Es ist völlig unmöglich, als korrekt nach Lehrbuch Tanzender hier mitzutanzen, da etwa das Führen einer unkundigen Dame ausgeschlossen ist. Schließlich muss diese nicht nur die vom Mann per Armbewegung gegebenen Signale interpretieren, sondern hat auch noch ganz bestimmte Schritte auszuführen, die sie alleine Tanzen muss, der Herr also nicht helfen kann. In der Folge kommen beide Partner schon nach wenigen Schritten aus dem Takt, womit jede Tanzharmonie sich verflüchtigt. Will man nun dennoch am Tanzabend nicht alleine am Tresen versauern, ist man gezwungen, den schlampigen Tanzstil zu imitieren. Ist dies im Laufe der Zeit zu oft der Fall, verliert man die mühsam erworbenen, korrekten Schritte, wodurch das Tanzen mit den echten Könnern nur mehr schwer möglich ist, da nun wieder eine Lernphase angesagt ist, um schlampige Figuren auszumerzen.

Das beschriebe Szenario lässt sich auch in der hohen Politik beobachten. Wurden ehedem Könige, Botschafter oder sonstige hohe Diener des Staates in einer Monarchie umfassend auf Ihre Ämter vorbereitet, sind in einer Demokratie immer weniger taugliche Persönlichkeiten an der Spitze verantwortungsvoller Ämter zu finden, da für ein Mandat keine besondere Eignung vorzuweisen ist.

Glänzten Bundestagsabgeordnete noch in den 1950er Jahren mit tiefem Wissen in unterschiedlichen Bereichen, so präsentieren sich heutige Abgeordnete schon einmal nur mehr als Gesangstalente, die mit schauderhafter Stimme Kinderlieder zum Besten geben, auf naive Art Millionen Menschen zum Verlassen ihrer Heimat bewegen und wider besseren Wissens keine Vorkehrungen zur Sicherung des Wohlstandes für das eigene Volk ergreifen.

Zu nennen wäre beispielsweise die Rente, die, sollte sie als Umlagesystem weitergeführt werden, in spätestens zehn Jahren zusammenbrechen wird. Die Akteure hoffen, über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters dieses Szenario verhindern zu können. Dies ist jedoch ein Trugschluss, da insbesondere Männer mit steigendem Alter an diversen Krankheiten erkranken, somit als Arbeitnehmer ausfallen und zwangsweise in Rente gehen müssen. In diesem Fall wird pro Jahr des früheren Renteneintritts das Rentenniveau um eine bestimmte Summe abgesenkt, was automatisch in die Altersarmut führt. Ein Skandal erster Güte, der den sozialen Frieden in unserem Land massiv bedroht, zumal oft übersehen wird, dass von der Rentenzahlung noch die Krankenversicherung abgezogen wird, somit von der Rente wohl nur mehr wenige Betroffene werden leben können.

Ein weiteres Beispiel ist die geplante Einführung einer Maut für deutsche Autofahrer auf den bereits von diesen bezahlten Straßen. Zu allem Überfluss wird überlegt, die Straßen künftig von einer privaten Betreibergesellschaft finanzieren und unterhalten zu lassen. Die Maut ginge dann direkt an dieses Privatunternehmen. Hier wird ganz klar eine Enteignung der Bürger angestrebt, die bereits Unsummen in den Aufbau des Straßennetzes aufgebracht haben. Auch hier zeigt sich erneut, dass Akteure in Bundes- und Landtag sich nicht mehr für das Wohl des Bürgers interessieren, sondern Konzernen möglichst große Kuchenstücke des Staates zuschanzen wollen.

Es ist durchaus denkbar, das deutsche Straßennetz privat zu betreiben, dann muss das Unternehmen jedoch den bisherigen Besitzern, nämlich dem deutschen Autofahrer dieses Netz abkaufen, was sich im Billionenbereich abspielen würde. Die Summe ist direkt an diejenigen auszuzahlen, die über Jahrzehnte sich über die Kfz-Steuer am Aufbau beteiligt haben. Da die Kfz-Steuer von bereits versteuertem Geld bezahlt wurde, ist der Geldbetrag ohne weitere Abzüge zu überweisen, wobei auch die Nachkommen bereits verstorbener Autofahrer zu berücksichtigen sind.

Es stellt sich jedoch die Frage, was passiert, sollte dieses Szenario wirklich umgesetzt werden. In diesem Fall wäre ein Monopolist geboren, der ohne Konkurrenzdruck nach Belieben an der Gebührenschraube für Autofahrer schrauben könnte. Wie bei der Wasserversorgung ist es nicht möglich, das Gut „Straße“ in eine Wettbewerbsumgebung einzubetten. Schon alleine aus diesem Grund müssen sich derartige Bestrebungen bezüglich Privatisierung von alleine verbieten. Eine Schande daher, dass sich unsere Abgeordneten ernsthaft mit dieser Idee beschäftigen und bei Umsetzung einen wichtigen Schlüssel für einen Industriestandort aus der Hand geben würden.

Es zeigt sich, dass ein sehr großer Teil der Abgeordneten nicht mehr den Ansprüchen genügt, die an Mitglieder von Bundes- oder Landtag zu stellen sind. Ob geschichtliche, energiepolitische oder demografische Fakten, es ist erschreckend, mit welchem Nichtwissen große Teile unserer Abgeordneten auffallen. In Sachen Selbstbewusstsein sind sie jedoch ungeschlagen. Im Brustton der Überzeugung geben sie ihre Unwissenheit zum Besten. Dies derart ausgefeilt, dass selbst Inhaber der korrekten Information ins Zweifeln kommen.

Der Tanz auf der politischen Bühne ähnelt daher immer mehr einer Jungendveranstaltung, in der jeder sich so zur Musik bewegen kann, wie er es eben am besten kann. Von Choreografie keine Spur. Es muss daher nicht wundern, wenn unser Staat ins Chaos abdriftet. Die hohe Kunst des Regierens zeigt sich dann, wenn Friede sowie Ordnung herrschen, die Wirtschaft brummt und in der Schule sinnvolles Wissen vermittelt wird. Aktuell werden alle diese Dinge schweren Prüfungen ausgesetzt. Ein wichtiges Signal an die Wähler, im Jahre 2023 zu den Landtagswahlen in Bayern und Hessen sehr genau die Nichttänzer zu identifizieren und den Weg für diejenigen freizumachen, die auf dem politischen Parket mit Stil, Klasse und Können zu glänzen wissen.

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