Keine Willkommenskultur für Jungunternehmer
Staunend betrachtet man die aktuelle Agilität, die Europas Behörden und Parteien an den Tag legen, um den Menschenströmen aus allen Himmelsrichtungen Herr zu werden. Insbesondere in Deutschland werden bemerkenswerte akrobatische Verrenkungen vollzogen, um jeden Ankömmling mit dem Nötigsten zu versorgen. Derlei Akrobatik ist nur höchst selten zu beobachten, wenn es darum geht, hoffnungsfrohen Unternehmer-Nachwuchs einen sorgenfreien Start in die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Wo bleibt die Willkommenskultur für Jungunternehmer?
Wer den Sprung in die Selbstständigkeit wagt, muss heutzutage zumindest in Deutschland masochistisch veranlagt sein, um dieses Lebensmodell anzustreben. Ohne Rettungsschirm und oft ohne Betreuung, dafür aber mit nicht selten völlig überteuerten Krediten wird der ehrgeizige Nachwuchs in das Schlachtfeld angeblich freier Märkte geführt. Während Migranten hingebungsvoll durch den Dschungel deutscher Bürokratie geführt werden, damit diese die ihnen zustehenden Segnungen des Sozialstaates finden, bekommt der hoffnungsfrohe Jungunternehmer noch nicht einmal vom Finanzamt eine kleine Hilfestellung, wenn es darum geht, korrekt die dem Staat zustehenden Steuern abzuführen. Trocken wird auf einen Steuerberater verwiesen, den man aber als Jungunternehmer mit knappem Geld oft noch nicht in Anspruch nehmen kann.
Wie verrückt muss eine Industrienation sein, die diejenigen übersieht, die helfen sollen, den Wohlstand zu erhalten? Auch der Sozialstaat ist nur so lange existent, solange es Personen und Unternehmen gibt, die mit ihren Zahlungen diesen ermöglichen. Versiegen diese Quellen, dann bricht dieses Gebäude zusammen und es wird zu Aufständen durch hungernde Massen kommen.
Wer dies verhindern will, muss dafür sorgen, dass so viele Menschen wie möglich den Sprung in die Selbstständigkeit wagen und schaffen. Dazu gehört vor allem, dass in den ersten Jahren eine optimale und vor allem kostenlose Betreuung durch Experten der IHKs oder anderer Wirtschaftsverbände stattfindet. Natürlich kann überlegt werden, dass die aufgelaufenen Kosten dann zum Teil an die Verbände zurückgeführt werden, wenn das Unternehmen erfolgreich am Markt Fuß gefasst hat und ordentlich Gewinn macht.
Nicht unwichtig ist zudem, dass Jungunternehmer im Fall der Pleite von ihren Schulden nicht erdrosselt werden. Prof. Dr. Günter Faltin schlägt diesbezüglich in seinem Buch ›Kopf schlägt Kapital‹ vor, dass jeder einmal im Leben die kostenlose Chance der Selbstständigkeit haben soll. Ein sehr guter Rat, dessen Umsetzung mehr bringen würde, als kühnste Konjunkturprogramme.
Ideologische Verblendung und Statistikpflege sind weitere Hindernisse, die dafür sorgen, dass es in Deutschland bezüglich Selbstständigkeit bergab geht. Wer diesen Wunsch bei der Arbeitsagentur äußert, um sich bezüglich finanzieller Förderung dort vorab zu informieren, wird von so manchem Sachbearbeiter mit wenig Freude bedacht, wenn der junge Idealist bestens ausgebildet ist. Er bekommt überraschend zu hören, dass er mit seinem Ansinnen die Not auf dem angeblich leer gefegten Facharbeitermarkt verschärft und man ihn viel lieber an ein Unternehmen vermitteln würde. Solche Beamten-Aussagen beleuchten grell, wo Deutschland der Schuh drückt, wenn in Amtsstuben noch nicht einmal der Zusammenhang zwischen Zahl der Arbeitsplätze und Zahl der Unternehmen bekannt ist.
Schreibtischler im Öffentlichen Dienst sind jedoch äußerst behände, wenn es darum geht, verborgene Schlafplätze für Migranten aufzuspüren. Da wird schon einmal der Gedanke ins Spiel gebracht, ältere Bürger, die alleine in einer großen Wohnung leben, zwangsweise umzusiedeln, damit Wohnraum für Zuzügler frei wird. Diese Beweglichkeit wünscht man sich auch als Jungunternehmer. Doch hier wird jedes Gesetz Paragraph für Paragraph umgesetzt und wehe der Pausenraum für die Beschäftigten hat kein Fenster.
Während hierzulande fremde Menschen ein sorgenfreies Leben führen können, dabei viel zu oft nichts für das Fortkommen dieses Landes beitragen, werden Unternehmer an jeder Ecke monetär ausgenommen. Das beginnt bei der teuren Zwangsmitgliedschaft in der IHK, geht über den mehrfachen Zangs-GEZ-Beitrag des beruflich mitgenutzten privaten Autos und hört bei einer völlig überteuerten Krankenversicherung noch lange nicht auf.
Selbst wenn das Einkommen am Anfang der Jungunternehmerkarriere nicht über drei Stellen hinausgeht, wird der abzuführende Krankenkassenbeitrag von knapp 2050 Euro fiktivem Einkommen berechnet. Warum bitte schön wird dieser Beitrag gedeckelt und nach unten nicht prozentual berechnet? Schließlich wird dies bei gutem Einkommen nach oben auch so vorgenommen.
Das System der Krankenkasse gehört zudem sowieso überarbeitet, da es völlig ungerecht ist. Warum soll ein Gutverdiener irre Summen bezahlen, obwohl er doch mit steigendem Gehalt nicht kränker wird? Da ist dann bei Nachfrage die Rede von starken Schultern, die den Sozialstaat tragen sollen. Lächerlich, denn es werden gerade am Anfang der Unternehmerkarriere schwache Schultern von irren Lasten niedergedrückt.
Laufen die Geschäfte einmal schlecht und das Einkommen fällt aus, dann hat der Jungunternehmer selbstverständlich auch keine Hilfe zu erwarten und muss sich mit hoffentlich vorhandenem Ersparten über die Durststrecke retten. Ganz im Gegensatz zum gläubigen Moslem, der am Tag fünfmal beten muss, daher keine Zeit zur Arbeit hat und deshalb vom Jobcenter fürs Nichtstun Wohnung und Kost finanziert bekommt. Eine Groteske, die man noch vor wenigen Jahren in Deutschland nicht für möglich gehalten hat.
Auch Fachhochschulen, IHKs und sonstige Verbände sollten bezüglich ihrer Arbeit einmal kritisch hinterfragen, ob sie wirklich praxisnahes Wissen für eine Selbstständigkeit vermitteln. Beispielsweise wird zwar gelehrt, wie Buchungen bei Geschäftsfällen zu tätigen sind, doch wird dieses Wissen nicht selten lustlos und ohne Praxishintergrund weitergereicht, sodass Jungunternehmer noch lange nicht in der Lage sind, am Jahresende eine korrekte Bilanz zu erstellen. Die jungen Leute werden lediglich zu Fachidioten verschult, die in Prüfungen zwar wissen, bei welcher Aufgabe wo etwas einzutragen ist, doch nicht wissen warum. Will man den steten Kundenzufluss für Steuerberater nicht unterbrechen?
Laufen die Geschäfte dann irgendwann einmal gut und das Gröbste scheint überwunden, meldet sich das Finanzamt erneut zu Wort und will auf der Grundlage früherer Umsätze eine Steuervorauszahlung sehen. Eine mehr als empörende Feststellung, die Jungunternehmer ein weiteres Mal nach unten drückt, da ihnen wichtiges Kapital aus der Unternehmenskasse gesaugt wird. Während "Politikgrößen" nicht müde werden, mehr Arbeitsplätze anzumahnen beziehungsweise mit ihrem Tun gleich selbst dafür sorgen möchten, dass diese entstehen, wird denjenigen, die real Arbeitsplätze schaffen könnten, die Luft zum wirtschaftlichen Überleben verknappt.
Es wird wirklich Zeit, dass es in Deutschland endlich eine Willkommenskultur für Unternehmer gibt. Insbesondere Behörden und Verbände sind aufgerufen, mit ähnlichem Elan und Ideenwerk wie für Migranten dem heimischen Nachwuchs unter die Arme greifen. Denn auch ein Gärtner wäre sehr schnell pleite, wenn er sich mit so wenig Interesse seinen Jungpflanzen zuwenden würde, wie es Deutschland gegenwärtig mit seinem Unternehmernachwuchs praktiziert.